Während man bei russischen Hausbesetzungen zum unfreundlichen Takeover eine mit Wodka gefüllte Babuschka-Puppe an die Wand zu pfeffern pflegt, geht man an der Goethestrasse 8 mit gewohnt höflich schweizerischer Art und Weise ans Werk: nämlich mit putzen und aufräumen. Man will nichts falsch machen und beschliesst, den Müll oder das, was dafür gehalten wird, vorsorglich besser im riesigen Kellergewölbe zwischenzulagern.
Stolz zeigt man uns die geordneten Kästen: Hier sind die Bücher drin, da der Schriftverkehr und da die kleinen Kostbarkeiten.
Im Parterre ist die Familie Müller eingezogen, und schon verspürt man gelinde wieder etwas von Wohnlichkeit. Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben darf! Es weht der Pioniergeist durchs Haus! Schöne und freundliche Menschen sind sie, die neuen Hausbewohner.
Man fragt sich beim spontanen G-8-Gipfelitreffen im Korridor, wie man im Umgang mit der Presse zu verfahren gedenke und beschliesst, es solle doch alles über diesen werthen Blog hier führen, das wäre wohl am vernünftigsten. Wohlan denn! Pressetexte werden fortan in Goethe'scher Manier verfasst werden:
Wie alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt!
Wie Hausbesetzerkräfte auf und nieder steigen
Und sich die goldnen Eimer reichen!
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Estrich bis zum Keller dringen,
Harmonisch all’ den Müll durchklingen!
Doch auch die Moderne Einzug findet
In der Dichtkunst bunten Welt
Eine Mailadresse bebet
Unter Schreiberlingens fingern
Zittert Nageldreck famos
Komm, ach komm an unsrer
Zarten Weltverbessrer-Brust:
villasch@gmail.com
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